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PflanzenWasserpflanzen des Tieflandregenwaldes KamerunsWasserpflanzen sind Pflanzen, die ganz oder teilweise unter Wasser leben. Viele sind Landpflanzen, die sich an das Leben im Wasser angepasst haben.Die Besonderheit der im tropischen Tiefland-Regenwald Kameruns wachsenden Pflanzen ist, dass sie auf eine Existenz im Schatten und den damit verbundenen eingeschränkten Lichtverhältnissen spezialisiert sind. Daher wachsen sie auch in einem Schwarzwasser-Aquarium ausgesprochen gut, wenn ihre spezifische Nährstoffaufnahme und Versorgung berücksichtigt wird, denn zur Anpassung der ehemaligen Landpflanzen an den aquatischen Lebensraum wurden von ihnen vielfältige Eigenschaften und besondere Fähigkeiten entwickelt.Eine bedeutende Eigenschaft der Wasserpflanzen ist es über das Luftgewebe (Arenchym) in Stängeln und Wurzeln Sauerstoff aufzunehmen. Die Zellräume sind derart geweitet, dass die im Wasser gasförmig gelösten Stoffe direkt interzellular eingebunden werden können.Maßgeblich für einen hohen Stoffaustausch ist ein hoher Anteil gasförmig gelöster Stoffe, dass durch die Verwirbelung von Wasser mit Luft entsteht. Die Stoffwechselvorgänge der Pflanzen (Metabolismus) wandeln unter Licht Kohlenstoffdioxid zu Kohlehydraten um. Die als Depot gebildeten Kohlenhydrate dienen den Wasserpflanzen, in ihrem Baustoffwechsel, bzw. Energiestoffwechsel zum Aufbau von Pflanzenmasse und Wachstum.Anders als bei den höheren Wasserpflanzen sind die Hauptspeicherstoffe bei den Algen nicht Kohlehydrate, sondern vorwiegend Lipide, also flüssige Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren.Sehr auffällig sind die Schwimmbläter des Tigerlotus (Nymphaea lotus), die teils über Wasser, teils unter Wasser assimilieren. Ihre Schwimmblätter zeigen einen besonderen Aufbau. In speziell ausgebildeten Zellgruppen von drüsenartiger Struktur (Hydropoten), werden Ionen und Salze direkt aus dem Wasser aufgenommen. Die Blattoberfläche ist außerdem durch eine teilweise gebildete Wachsschicht wasser- und schmutzabweisend (Lotuseffekt).Schwimmblätter besitzen auch ein besonders ausgeprägtes Arenchym. Dies verschafft den Schwimmblättern die besondere Fähigkeit viel Luft interzellulär aufnehmen zu können, und sorgt für den nötigen Auftrieb um an der Wasseroberfläche schwimmen zu können.Die sehr stark verlängerten Blattstiele verfügen über ein holziges Leitgewebe (Xylem), über das gelöste organische Salze zu den Blättern, aus einem zentralen Xylemkern aus der Wurzel transportiert werden. Der Transport von Nährstoffen erfolgt nicht, wie bei anderen Pflanzen durch einen Unterdruck im Kapilarsystem, sondern steigt die Stängel allein auf Grund eines in den Wurzeln erzeugten Drucks (Wurzeldruck) auf.Eine der wichtigsten anorganischen Stoffe für die Bildung des Xylem ist neben anderen Metallen und Halbmetallen, vor allem Eisen und Nitrat. Während Nitrat in Form von NO² und NO³ von Natur aus mehr als ausreichend in einem Schwarzwasser-Aquarium vorhanden ist, muß dagegen Eisen(II)-oxid und Eisen(III)-oxid stetig und dauerhaft zugeführt werden. Eine Verarbeitung dieser Nährstoffe ist in einem mit Sauerstoff gesättigten Wasser optimal, denn nur in Verbindung mit Sauerstoff stehen sie als Oxide und Anionen den Wasserpflanzen zur Verwertung bereit.Im Sticksroffkreislauf von Fließgewässer-Ökosystemen spielt daher die bakterielle Oxidation von Amoniak und Harnstoff zu Nitrat eine bedeutende Rolle, denn so entstehen die von Pflanzen benötigten stickstoffhaltigen Mineralnährstoffe. Viele nitrifizierende Bakterien können als Amoniumoxidierer auch Harnstoff, ein Ausscheidungsprodukt der Fische, als Primärsubstrat verwerten. Harstoff besteht zu 46% aus Stickstoff und stellt das bedeutenste Ausgangsprodukt zur Düngung von Wasserpflanzen in einem Schwarzwasser-Aquarium dar.Da die nitrifizierenden Bakterien nur im neutralen bis alkalischen Bereich ihren Stoffwechsel vollziehen können, ist es wichtig den pH-Wert im Schwarzwasser-Aquarium immer unter dem Neutralpunkt zu halten und auf eine optimale Sauerstoffsättigung des Wassers zu achten, da bei der Nitrifikation 4,33g Sauerstoff für je 1g Nitrat benötigt werden. Unter diesen Voraussetzungen bauen die Wasserpflanzen dann Nitrate als Stickstoffverbindugen während der Photosynthese ein, bilden Eiweiße und zeigen ein gutes Wachstum.Während die Nährstoffe über die Zellen eingelagert werden wird reiner Sauerstoff von den Wasserpflanzen wieder an das Wasser abgegeben. Dieser Sauerstoff widerum reagiert erneut mit Metallen oder Salzen. Bei einer ausreichend hohen Bepflanzung, Strömung und Verwirbelung der Luft kann ein annähernd gleichwertiges Wasserniveau wie im tropischen Regenwald-Fließgewässer erreicht werden. Wenn auch die mikrobiologische Aktivität der Bakterien intakt ist können Nitrat und Nitrtit im Aquarienwasser praktisch nicht mehr nachgewiesen werden, da diese von den Pflanzen vollständig verwertet sind.Phosphorverbindungen werden von allen Organismen zum funktionierenden Aufbau ihrer zellulären Energieversorgung benötigt. Er ist Bestandteil der Lipiden und somit Strukturelement. Phosphor entsteht bei der Zersetzung von organischer Materie und ist auch häufig in ausreichender Menge in einem Schwarzwasser-Aquarium vorhanden. Da Phosphor aber generell die Eigenschaft besitzt nicht gut lösbar zu sein, kann es sein, dass dieser in nicht ausreichend verwertbarer Form den Wasserpflanzen zur Verfügung steht. Da Phosphor aber eine spezifische Sorption an Eisenoxide eingeht, führt eine gute Versorgung des Beckens mit Eisen(II)- und Eisen(III)oxid gleichzeitig auch zu einer entsprechend guten Phosphorversorgung.Kalium dient im Xylem als Osmotikum, dass für den Aufbau von Wurzeln entscheident ist. In den Blätter erhöht es die Zellstreckung, was zu einem höheren Blattflächenwachstum führt. Allgemein erhöht es die CO²-Aufnahme und beinflusst die Photosyntheseleistung positiv. Kalium kommt in der Natur nur in diversen Kaliumverbindungen vor. Als wasserlösliches Kalisalz der Kohlensäure (Kaliumcarbonat), dass auf Grund der Herstellung auch als Pottasche bezeichnet wird, ist das Kalium für Wasserpflanzen aufschließbar.Der Nährstoffumsatz kann aber insgesamt immer nur so effektiv sein, wie auch die für Pflanzen wichtigen Nährstoffverbindungen ausreichend vorhanden sind. Nach dem "Gesetz des Minimus" kann das Symptom eines Stickstoffmangels z.B. auftreten, obwohl mehr als ausreichend von diesem vorhanden ist, wenn z.B. Kalium fehlt. Keiner der benötigten Stoffe kann durch einen anderen ersetzt werden, sondern Alle müssen in einem ausgewogenen Verhältnis pflanzenverwertbar vorhanden sein.Deshalb ist es in den äußerst selten auftretenden Fällen von Wachstumsstörungen ratsam, vorübergehende Mangelerscheinungen, die nicht auf fehlenden Mulm, einen Eisen- oder Kaliumangel zurückzuführen sind mit der Gabe von CO²-Volldüngertabletten, die ausreichend Kohlensäure, Stickstoff, Phosphor und Kaliumverbindungen in einer löslichen, für Pflanzen verwertbarer und in einem ausgewogenem Verhältnis zusammengesetzt Form, so lange auszugleichen, bis Wachstumsstörungen, Blattfäule oder Gelbfärbung wieder verschwunden sind.Schwimmpflanzen, wie das afrikanische Algenfarn (Azolla nilotica Dcae. ex Mett.) haben sich stark reduziert. Unzählige Pflänzchen bilden zusammenhängende dichte Teppiche an der Wasseroberfläche von langsam fließenden Gewässerzonen. An diesen Stellen wird die Entwicklung vieler Mückenarten verhindert, was z.B. dem klein bleibenden Normans Leuchtaugenfisch (Aplocheilichthys normani) eine sichere Ruhezone und Deckung von Oben verschafft.Das Teichlebermoos (Riccia fluitans) ist zeitweise an der Wasseroberfläche oder am Gewässergrund vorzufinden. Die zyklische Einlagerung von Sauerstoff ins Zellgewebe sorgt für den zeitweiligen Auftrieb an die Wasseroberfläche.An der Wasseroberfläche frei schwimmend fallen auch besonders die Schwimmblattpflanzen ins Auge, die auch den größeren Fischen, wie dem Schmetterlingsfisch (Pantodon buchholzi) aus der Deckung die Möglichkeit verschaffen andere Tiere, wie. z.B. Insekten, von dort aus zu erbeuten.Ihre Blätter stehen im Austausch mit der Luft und beziehen ihr CO² zum Wachstum nicht aus dem Wasser. Ein Vertreter dieser Pflanzenform, die sich am stärksten reduziert haben, sind die Wasserlinsengewächse, wie z.B. die Kleine Wasserlinse (Lemna minor).Als nächstes erkennt man die unter der Wasseroberfläche, teilweise treibende Wasserpflanzen, wie die des Kleinen Kongo Speerblattes (Anubias barteri var. nana), dass nur die Blüten über die Wasseroberfläche hinausstreckt. Ihre Wurzeln können mehr als die dreifache Länge ihres Blattwerks an Länge übersteigen und ragen deshalb tief ins Wasser herab. Größere Formen wie die des Breitblättrigen Speerblattes (Anibias barteri) verwachsen sich mit ihrem Rhyzom unter Wasser in subtratfreien Spalten zwischen Objekten. Das Rhyzom liegt dabei stets im freien Wasser. Die Wurzelspitzen treiben niemals in den Boden aus, da Anubias auf die Nahrungsaufnahme aus dem vorbei strömenden Wasser spezialisiert sind. Aus dem seitlich fortwachsenden Rhyzom bilden sich dann auch Blütentriebe aus, die anschließend in Richtung Wasseroberfläche emporwachsen, ihre Blüten entfalten und wie alle Aronstabgewächse Beeren ausbilden.Einige der submers wachsenden Pflanzen, wie das Kongo Speerblatt (Anubias congensis), werden auch durch das Wasser bestäubt (Hydrophilie). Diese Art der Befruchtung ist eine äußerst selten zu beobachtende Form, denn die meisten Wasserpflanzen bestäuben sich ephydroph, d.h. dass sie die Blüten zur Befruchtung bis oberhalb der Wasseroberfläche austreiben um sich dort zu öffnen.Reine, submers stehende Wasserpflanzen, die mit ihren Zwiebeln im Boden wachsen, sind das Breitblättrige Krinum (Crinum aquatica) und das Krause schmalblättrige Krinum (Crinum calamistratum). Die Pflanzen vermehren sich durch Teilung der Zwiebeln, die tief im Boden stehen. In der Zeit bilden die Zwiebeln rechte Horste aus.Wasserpflanzen, die permanent submers vegetieren, haben die an der Blattoberseite anlagernde Wachsschicht aus Lipiden (Cuticula) zurückgebildet, dass die Blätter wasserdurchlässig macht und dadurch eine gute Nährstoffaufnahme direkt über die Blätter ermöglicht, sodass die Wurzeln darauf reduziert sind den Blättern im Erdreich bloßen Halt zu verschaffen.An Stelle der Lipiden befinden sich die Chloroplasten im oberen Abschlussgewebe (Epidermis) der Blätter eingelagert und ermöglichen so eine direkte Phosynthese in den Blättern; und dies bei optimaler Ausnutzung des Kohlenstoffdioxids, da Verluste durch Diffusion auf Transportwegen innerhalb der Pflanze nicht bestehen.Weil rein submers wachsende Pflanzen keine Verdunstung von Wasser mehr über ihre Spaltöffnungen in den Blättern (Transpiration) mehr volllziehen können, nehmen diese keine Nährstoffe mehr aus dem Boden über ihre Wurzeln auf, da ein Nährstofftransport ohne Kapilarwirkung zu den Blättern nicht möglich ist. Aus diesem Grund ist zudem auch das Xylem zurück gebildet.Die bloßen Verankerungswurzeln der Glatten Wasserschraube (Vallisneria spiralis), die ein typische Vertreter von submers wachsender Wasserpflanzen sind, verankern in Büscheln 5 bis 20 grundständige Blätter im Boden, die dann bandförmig, meisst bis zu ca. 200 cm Länge, heran wachsen. Meist legen sich die 0,5 bis zu 2,5 cm breiten Blätter längs der Strömung auf die Wasseroberfläche. An besonders gut geeigneten Standorten können die Blätter dieser Pflanzen aber auch schon mal, trotz Schattenlage, eine Länge von bis zu 600 cm erreichen und erscheinen dabei auf Grund ihrer Wasserdurchlässigkeit und fehlender Liquiden im Gegenlicht transparent.Vertreter der Wasserpflanzen die mit ihren Knollen im und am Boden haften sind die Gedrehte Wasserähre (Aponogeton capuroni) und die Gitternetzpflanze (Aponogeton fenestralis). Diese Knollenpflanzen stehen in Überflutungszonen und kommen an periodisch austrocknenden Standorten vor. Während der Trockenphase zieht sich die Pflanze für ca. 4 Monate bis auf ihre Knolle zurück, die bei erneuter Überflutung dann wieder neue, zartgrüne, halbtransparende und am Rand gewellte Blätter ausbilden, oder wie im Falle der Gitternetzpflanze ihr außergewöhnliches Blattgerippe zeigt.Einige Wasserpflanzen, die amphibisch leben bilden unter Wasser und über Wasser unterschiedliche submerse oder emerse Blattformen aus (Heterophyliie).Das Kleine Fettblatt (Bacopa monnieri) ist eine Sumpfplanze, die für Wochen bis Monate mit ihren Wurzeln bei Überflutung im Wasser steht. Sie ist zum einen Teil Wasser- und zum anderen Teil Landpflanze. Sie bietet sich daher neben den Anubias besonders für offene Aquarien an, da sie auch über Wasser willig weiter wächst. Ihre Blüten stellen zudem einen attraktiven Anblick dar.Das Kongo Wasserfarn (Bolbitis heudelotii) wächst sowohl über als auch unter Wasser. Über Wassr ist es eine Schattenpflanze die bevorzugt auf Steinen an sehr luftfeuchten Standorten wächst, wie sie z.B. in der Spritzwasserzone an Wasserfällen zu finden ist. Die Wurzeln liegen stets unter Wasser und verhaftet sich mit ihren Haftwurzeln fest an Steinen oder Holz. Unter Wasser ist sie zwischen Steinen und Felsen im fließenden Wasser vorzufinden. Ihre Haftwurzeln halten die Pflanzen auch in starken Strömungszonen an Objekten fest.Durch ihre Anpassung an ihren Standort in Fließgewässern auf Steinen haben sich Podostermacaceae auf den Kormus reduziert. Das Kongo Wasserfarn gliedert sich daher in Sprossachse, Blatt und Wurzel auf. Da die Wurzeln sich auf die Verankerung spezialisiert haben bilden sich die Blätter nur noch ausschließlich an den Sprossachsen.Ihre typischen Verwachsungen mit Hölzern und auf Steinen mit frei im Wasser liegenden Wurzeln schaffen den Fischen ein Habitat mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten, auf das diese durch die Anpassung ihrerseits widerum angewiesen sind.Auch die Zwiebelhorste, sowie die ausgedehnten Wurzeln und Blattbestände der Anubias sind Rückzugsräume zahlreicher Tierarten und deshalb ebenfalls fester Bestandteil ihrer Habitate.Nur durch die Anwesenheit der hier beschriebenen Wasserpflanzen kann ein arttypisches Fluss-Gewässer-Biotop des tropischen Regenwaldes Kameruns und deren Habitate, zur artgerechten Haltung von Pflanzen und Tieren in einem Aquarium, nachgebildet werden.Fazit:Die Wasserpflanzen des tropischen Regenwaldes sind Spezialisten, die, falls ihre Standortbedingungen und Nährstoff-/Sauerstoffversorgung gewährleistet sind, recht problemlose Pfleglinge im Schwarzwasser-Aquarium sind.Daher muss bei der Pflege in erster Linie nur darauf geachtet werden, das durch Verwirbelung der Luft mit Schwarzwasser an der Wasseroberfläche die so entstandenen Gasbläschen in ständiger Strömung als Sauerstoffverbindungen wie Kohlenstoffdioxid, Einsen(II)- und Eisen(III)-oxid und Anionen ausreichend an die Wasserpflanzen des tropischen Regenwaldes Kameruns herangeführt werden.Es reicht in der Regel aus lediglich ein Eisenpräparat als Dünger neben Huminstoffen, regelmäßig dem Schwarzwasser-Aquarium hinzuzufügen.Empfehlenswerte höhere Pflanzen und Links zu deren Artbeschreibung: Breitblättrige
Krinum (Crinum aquatica)
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